2 x zügig statt 1 x langsam (schwierige Texte)


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Wie oft haben Sie schon erlebt, dass Sie einen schwierigen Fachtext egal wie langsam lesen und doch kaum etwas verstanden haben. Folge: Sie können gleich wieder vorn anfangen. 

Unser Vorschlag: Machen Sie doch quasi aus der Not eine Tugend – und nehmen Sie sich gleich vor, den Text zweimal zu lesen. Dafür allerdings beim ersten Mal deutlich schneller, also ohne den Anspruch, sofort alles zu verstehen! Bei doppeltem Lesetempo ist der Zeitaufwand identisch. 

Zugleich bietet dieser Ansatz folgende Vorteile:

  • Es macht mehr Spaß! Sie lehnen sich beim ersten Lesen entspannt zurück und schauen erstmal, was auf Sie zukommt. Kein Verstehens-Druck – es reicht, erst einmal ein paar Brocken zu verstehen, ein grobes Bild zu bekommen.
  • Viele unverständliche oder langweilige Details erweisen sich später als wenig wichtig oder komplett unwichtig. Beim Versuch, alles sofort verstehen zu wollen, schenken wir ihnen aber viel zu viel Aufmerksamkeit.
  • Oft erhellt sich die Bedeutung schwieriger Textpassagen erst aus dem Kontext, in den sie eingebettet sind. Das heißt, ein Sachverhalt wird erst dann verständlich, wenn wir weiterlesen. Auch hier verlieren wir beim „Einmal-Lesen“ unnötig Zeit mit „auf der Stelle“-Herumrätseln. 
  • Sie verlieren sich nicht in Details: Wir verbringen oft unnötig viel Zeit mit Textstellen, die sich im Nachhinein als kaum relevant erweisen. 
  • ... und der eigentliche Clou: Sie werden häufig feststellen, dass Sie den Text gar kein zweites Mal (vollständig) lesen müssen – selbst wenn Sie ihn deutlich schneller gelesen haben als gewohnt. Sie werden überrascht sein, wie viel Sie verstanden haben  und vielleicht beschränkt sich die Zweitlektüre dann auf einzelne Passagen. Der tiefere Sinn dieser Übung besteht nämlich darin, dass Sie damit mehr Selbstverstrauen gewinnen.

Unsere Empfehlung: Nehmen Sie sich für diese Strategie eher kleine Textpassagen vor. Sie lesen also nicht mehrere Seiten am Stück 2 x schnell, sondern höchstens eine Seite oder auch nur einen Absatz. Wichtig ist natürlich auch, dass Sie vorab eine Vorausschau durchgeführt haben – gerade damit Sie die einzelnen Textteile besser in den Kontext integrieren können. 

Dieser Ansatz bietet sich übrigens auch beim Lesen fremdsprachiger Texte an, wenn Sie noch etwas mit der Sprache „fremdeln“. Besonders wichtig ist dann, dass Sie unbekanntes Vokabular erst einmal ignorieren und aus dem Kontext erschließen. (Ggf. können Sie schon nach der Vorausschau häufig vorkommende neue Wörter nachschlagen.)

Übrigens: Sie sparen viel Zeit, wenn sie den Stift beim Lesen erst einmal beiseite lassen und noch nichts markieren. Erst beim zweiten Mal lesen werden Sie wissen, was wirklich wichtig ist und können entsprechend weniger hervorheben. Obendrein bremst Sie der Stift in Ihrem Lesetempo und verleitet zum (vollständigen) Subvokalisieren.