Innere Stimme – gut oder schlecht?


Image

Ein „Klassiker“ beim Feedback unter „Ehemaligen“ lautet: „Eigentlich läuft alles gut, aber ich höre immer noch diese innere Stimme. Wie kriege ich die weg?“ 

Einfache Antwort: gar nicht – und das brauchen Sie auch nicht! Stellen Sie sich Ihre innere Stimme (anderes Wort: „Subvokalisieren“) als mentalen Textmarker vor, der eine wichtige Funktion erfüllt, nämlich alles Wichtige innerlich hervorzuheben. Das Problem ist nur: Wenn Sie alles mithören, wird alles gleich wichtig, Sie gewichten Ihre Aufmerksamkeit nicht genügend – und das schadet eher dem Verständnis. 

Unsere Empfehlung lautet daher: Hören Sie viel mit beim Lesen! Und versuchen bloß, die kleineren Wörter (Artikel, Pronomen, die sogenannten „Arbeitspferdwörter“) rein visuell zu erfassen, also zu verstehen ohne zu hören. 

Wichtig: Wenn Sie in einer Fremdsprache lesen, sind Sie viel stärker auf die innere Stimme angewiesen – je weniger vertraut das Vokabular, desto mehr. Dasselbe gilt für schwierige Texte in einer Fachsprache. Müssen Sie häufig solche Texte lesen, gönnen Sie sich ganz bewusst auch mal „einfache Kost“ in Ihrer Muttersprache. Versuchen Sie dann, die innere Stimme deutlich zu reduzieren (aber nicht auf Null!) – vielleicht sind Sie dann überrascht, wie gut das in diesem Bereich funktioniert. Und machen es häufiger auch bei anderen Texten!

Bis ca. 350 Wörter pro Minute Lesegeschwindigkeit können Sie praktisch alles mithören. Vielleicht genügt Ihnen dieses Tempo ja schon? Es liegt immerhin deutlich über dem Durchschnitt, gerade bei fremdsprachigen oder schwierigen Texten. Sie können den Punkt „innere Stimme“ dann einfach als ein optionales Thema begreifen, dem Sie keine allzu große Beachtung schenken. Wichtiger sind z.B. Chunken und Vorwärts-Orientierung. 

Vor allem: Stressen Sie sich nicht – denken Sie nicht ständig, Sie würden etwas „falsch“ machen, wenn Sie häufiger Ihre innere Stimme wahrnehmen. Es ist alles in Ordnung!